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Bei dem Tauferinnerungsgottesdienst am Sonntag Okuli unternimmt Pfr. Ralf-Andreas Gmelin eine Wanderung durch Biblische Geschichten. Im Jahr mit der Bibel erhalten alle frisch getauten eine bunte Kinderbibel, auf die hier Bezug genommen wird. - Die Geschichten finden sich aber auch in allen anderen Bibeln!
 

1. Station: Taufbecken

Die erste Geschichte steht hier auf Seite 114 in der Kinderbibel:
Für die meisten von uns ist es mit der Taufe losgegangen. Vielleicht sind wir an diesem großen Taufbecken getauft worden, - die meisten von uns an einem anderen Taufbecken. Auch in der Ringkirche wurde bis vor zwei Jahren noch am Altar getauft.

Beim Taufen wird Wasser verwendet. Das Wasser spielt auch in der Bibel ein wichtige Rolle.
Es war einmal ein kleiner Junge. Der sollte versteckt werden, weil ein böser König regierte. Der böse König wollte alle kleinen Jungen umbringen. Da flocht seine Mutter ein Bastkörbchen verstrich es mit Pech, damit es dicht wurde, legte ihren kleinen Sohn hinein und setzte ihn auf den Nil. Da wurde das Körbchen von den Wellen davon getragen. Irgendwann sah es die Königstochter, holte den kleinen Jungen aus dem Körbchen und nannte ihn Mose. Der Name heißt: Der aus dem Wasser Gezogene. Ja: Eigentlich sind alle Getauften so ein Mose: Wir sind als Getaufte auch so ein bisschen aus dem Taufwasser Gezogene.

Auch Jesus war so einer. Auch er wurde aus dem Taufwasser gezogen. Das erzählt die Kinderbibel auf Seite 162. Jesus hat uns Christen den Auftrag gegeben hat, alle Menschen, die das möchten, zu taufen.
Jesus wurde nicht wie Mose aus dem Nil gezogen, aus dem großen ägyptischen Fluss, sondern aus einem kleinen israelischen Fluss: Aus dem Jordan. Jesus war zu Johannes gekommen, den man den Täufer nannte. Und da draußen am Ufer des Jordan gab es kein Taufbecken. Darum stieg Jesus zu Johannes in den Jordan und ließ sich von Johannes untertauchen. Und nach der Taufe spürte er den Geist Gottes. Das wünschen wir uns allen, die wir getauft werden, dass wir bei den wichtigen Augenblicken im Leben Gottes Geist spüren. - Aber leider merken wir die Kraft Gottes manchmal nicht. Zwei Geschichten aus der Bibel, wo Menschen aus dem Wasser gezogen werden.
 

2. Station: Der Haufen der Kinderbibeln vor dem Altar

Hier stehe ich bei ganz vielen Kinderbibeln, die nachher auch mit den kleinen aus dem Wasser Gezogenen die Kirche verlassen sollen.

Zwei Geschichten haben wir eben gehört. Geschichten, wo Menschen aus dem Wasser kamen. Andere Geschichten zeigen uns, wie schrecklich unsere Angst sein kann. Eine davon hat auch viel mit dem Wasser zu  tun. Stellt Euch vor, Ihr habt einen Auftrag bekommen. Nicht von einem Menschen, sondern direkt von Gott. Gott lässt Euch ganz sicher sein: Du sollst losgehen und tun was ich Dir sage. Aber Ihr habt keine Lust zu tun, was Gott von Euch will. So ging es einem, den ihr in der Kinderbibel auf Seite 150 findet: Jona.

Er wollte Gottes Auftrag nicht ausführen und ist einfach weggelaufen. Ganz weit weg. Bis zum Meer. Und Ihr könnt Euch vorstellen, wie der sich fühlen muss: Gott will etwas von ihm und er läuft weg. Das ist wie eine nasskalte Hand im Genick. Eisig und feucht. Die Angst im Nacken! Dieser Jona geriet dann auch in den Sturm. Seine Ängste waren fürchterlich und er ließ sich ins Wasser werfen. Da kam ein riesiger Fisch, verschluckte ihn mit Haut und Haaren und spuckte ihn drei Tage später wieder an Land. So war Jona auch einer, der aus dem Wasser gezogen wurde. Und er wusste: Ich kann vor Gott nicht davon laufen. Dann hat er geseufzt und Gottes Auftrag ausgeführt. Geärgert hat er sich schon - aber die Angst war wie weggeblasen!
 

3. Station Kanzel mit dem Raben

Die letzte Station, bei unserer kleinen Wanderung durch die biblischen Geschichten erzählt uns einer, der hier ab und zu vorbeikommt, wenn Kinder in der Ringkirche sind.

Rabe:
Krah, die Menschen und ihre Angst vor dem Wind. Für uns Raben ist der Wind einfach herrlich. Habt Ihr Euch schon mal auf eine Sturmbö gelegt, und Euch einfach mal in die Landschaft tragen lassen? Ach nee - ihr seid ja auch bloß Menschen. - Für uns Raben ist das wie Ostern und Weihnachten; wenn der Wind richtig heult uns schreit. Wir klappen die Flügel auseinander und kriegen eine Geschwindigkeit drauf, dass alles an uns vorbeiflitzt. Dazu braucht ihr Menschen Autos oder Flugzeuge. Wir machen das mit zwei netten Rabenflügeln. - Aber was erzähle ich hier.

Ich hatte versprochen, Euch eine Geschichte zu erzählen, wo es auch um einen Sturm geht: Damals, es war nicht weit weg von dem Jordan, wo der Johannes getauft hatte. Da peitschte der Sturm über das Wasser. Und der Jordan wird da ganz riesig breit: Die Menschen nennen das den „See Genezareth“. Wir Raben haben uns gefreut. Es wird richtig dunkel, die Wolken ballen sich und dann geht das Geheul los, wenn die Winde vom Gebirge herunter rasen. In diesem Fall ging auch ein Geheul weit unten los - in einem kleinen Boot. Ich hab es unter mir gesehen - oder besser gehört, als ich gerade mitten über den See Genezareth geflogen bin: Da sitzen dreizehn Menschen in so einem kleinen Holzschiffchen. Einer schläft, dem ging es gut - und die anderen schreien wie am Spieß. Nur wegen dem Wind. Raben hätten sie sein sollen! Aber gut. Ich gebe zu, das Schiffchen hat ziemlich geschaukelt. Und endlich - ich schau mir das Ganze aus der gemütlichen Höhe an: Einer weckt den Schlafenden. Und so was hab ich noch nie gesehen:

Der streckt sich, sagt etwas zu den Zwölfen und stellt sich in dem Schiffchen hin. Eine Sekunde später wäre ich fast abgestürzt: Kein Wind mehr da. Kein Sturm. Die Wolken verziehen sich in Windeseile und der Himmel strahlt wieder blau. Und die zwölf Männer da unten im Schiff: Die sahen aus, als wären sie gerade aus dem Wasser gezogen worden! Ich kann Euch sagen: An diesen Moment erinnere ich mich noch zweitausend Jahre später. (Rabe ex)

Wer wissen will, wie die Geschichte klingt, wenn sie nicht von einem Raben, sondern von Menschen erzählt wird, der findet sie in der Bibel. In der Kinderbibel steht sie auf Seite 175.