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Am Letzten Sonntag nach Epiphanias, den 9. Februar 2003, war Taufsonntag, ein Gottesdienst für Erwachsene und Kinder. Ralf-Andreas Gmelin als Prediger hat mit dem Raben - Ralf Sach - zu ringen, wie das war, damals am Bach Krit, als Elia von den schwarzen Vögeln versorgt wurde.

Pfr.: Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem HERRn Jesus Christus.
Wir hören eine Geschichte aus dem 1. Buch der Könige (17,1-24) - eine Geschichte vom Propheten Elia:
Es war einmal ein Prophet Gottes. Der hieß Elia. Elia hatte keinen besonders angenehmen Beruf. Er sollte zum König gehen und ihm sagen, dass er, der König so nicht weiter machen kann. Könige hören das nicht gern. Immerhin hatte Elia Gott auf seiner Seite. Und mit Gottes Auftrag geht Elia zu Ahab. Ahab war der Name des Königs, mit dem es so nicht weiter gehen konnte:
Und es sprach Elia … zum König Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn. - Das war keine angenehme Botschaft: Das hieß für den König Ahab, dass sein ganzes Land kein Wasser haben würde, bis der Prophet sagt: Gott, lass es wieder regnen. Und für Elia war das gefährlich. Könige können sehr unangenehm werden, wenn sie möchten, das Propheten gehorchen … Da kam das Wort des HERRN zu ihm: „Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen.“  Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt.

Rabe: Krah, ich erinnere mich!

Pfr.: Wieso erinnerst Du Dich? Ich hatte gehofft, dass Du Dich im Winterschlaf irgendwo in Alaska befindest!

Rabe: Du hast ja wirklich keine Ahnung!
Also:  Erstens haben wir Raben ein gutes Gedächtnis, weil uns die Geschichte aller Raben mit den Eiern ins Nest gelegt wird. Und darum weiß ich genau, was meine Ur-Ur-Ur-Großeltern am Bach Krith erlebt haben. Zum zweiten sind Raben keine Bären: Wir halten keinen Winterschlaf. Und zum Dritten fliegt kein Vogel zum Winterschlaf nach Alaska, unsere Geschwister, die Zugvögel, zieht es jedes Jahr - wenn’s kalt wird - nach Afrika! Als Zugvogel wärst Du aufgeschmissen, wenn Du nicht mal Afrika von Alaska unterscheiden kannst!

Pfr.: O.k., o.k., ich wollte mit Dir eigentlich nicht über Erdkunde reden. Ich wollte bloß sagen, das mir am liebsten wäre, wenn Du irgendwo in Alaska eingefro.. äh.. ganz zufrieden auf einem Ast sitzen würdest… Denn ich wollte hier die Geschichte von Elia erzählen. Und da mache ich jetzt weiter. Also. Elia sitzt am Bach Krith. Und weil es dort nichts zu essen gibt, lässt Gott die Raben los:
„Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach.“

Rabe: (äfft nach) „Gott lässt die Raben los.“ Wir Raben sind demnach in Gottes Rabenstall gesperrt. Und werden nur‚rausgelassen, wenn es gilt, irgendwelche Propheten zu retten! Du hast ja keine Ahnung, Mensch! Erst sollen wir nach Alaska und dann sperrst Du uns noch in einen Rabenstall. ich werde jetzt erst mal erzählen, wie das wirklich war: Also…

Pfr.: Moment, ich wollte bloß sagen, dass Gott die Raben gebeten hat, den Propheten Elia zu versorgen. Sie sollten irgendwo Brot holen und dann zu ihm hin tragen. Von einem Rabenstall war gar nicht die Rede. Bloß sind die Raben nicht nur sinnlos hin und her geflattert, sondern sie haben sich endlich mal nützlich gemacht. Sie haben mit ihrem Krächzen nicht ständig Gottesdienste gestört, sondern hatten ein schönes Stück Brot im Schnabel, um es Elia zum Überleben abzuwerfen.

Rabe: Sinnlos hin und her flattern. Und das von Dir. Vielleicht flattern Deine schwarzen Klamotten sinnlos hin und her. Wir Raben sind ständig aktiv. Wir müssen auf Achse sein, um zu überleben. Wir sind darauf angewiesen, dass wir ständig etwas sehen, etwas holen, etwas fressen. Wenn wir uns an den Bach Krit setzen und abwarten, dann füttern uns keine Vögel.

Pfr.: Moment mal, Rabe: In der Bibel steht, dass ihr Euer Essen genau so bekommt wie Elia am Bach Krit. In der Bibel heißt es: Schaut die Vögel am Himmel; sie säen nicht, sie ernten nicht und unser himmlischer Vater ernährt sie doch.

Rabe:  Das stimmt - einerseits: Die Mäuse, die wir fangen, müssen wir weder säen, noch gießen. Die lässt der liebe Gott ohne unsere Arbeit gedeihen. Aber sie fliegen uns eben nicht von allein in den Schnabel. Dafür müssen wir aktiv werden - und eine Menge hin und her flattern!

Pfr.: Aber wir sind uns einig: Wenn Gott für Euch nichts gedeihen lässt, dann nützt auch alles Flattern nicht.

Rabe: Da hast Du mal ausnahmsweise Recht.

Pfr: Und da kommen wir auf die Spur, warum die Raben dem Elia Brot bringen: Gott will dem Elia zeigen, dass Vertrauen wichtiger ist, als hektisches Flattern. Elia soll ganz ruhig am Bach sitzen und ihm fällt das Essen vom Himmel. Sogar von Raben gebracht: Die Raben hatten ja damals keinen guten Ruf!

Rabe: Müssen wir darüber jetzt auch noch reden?

Pfr.: Warum nicht? Die Menschen damals dachten, dass Ihr Todesboten seid: Wo ein Rabe krächzt müsste bald einer sterben.

Rabe: So was können sich wirklich nur Menschen einbilden!

Pfr.: Na, ja, aber für die Geschichte Elias wird Gottes Wunder um so größer. Ausgerechnet die nichtsnutzigsten Vögel, die sonst nur für die übelsten Botschaften taugen, ausgerechnet diese schwarzen Gesellen retten dem Elia das Leben.
Weil er sich darauf verlässt, dass alles Gute von oben kommt, vom Himmel und von Gott.

Rabe: Aber jetzt erzähl mal weiter, sonst kommen wir ja nie zum Ende!

Pfr.: Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande. Da kam das Wort des HERRN zu ihm: „Mach dich auf und geh nach Zarpat, das bei Sidon liegt, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen.“ Und er machte sich auf und ging nach Zarpat.

Rabe: Zur Prophetenversorgung waren wir gut genug: Warum steht kein Wort davon da, was aus uns Raben wurde. Wir mussten ziemlich weit fliegen, um endlich wieder ein paar leckere Nüsse und einen Schnabel voll Wasser zu kriegen. Aber Ihr erzählt bloß, wohin dieser Elia gewandert ist.

Pfr.: Deine Geschichte beweist ja nur wieder dass selbe: Selbst wenn die Menschen kein Wasser mehr haben und davon laufen müssen, könnt Ihr Raben immer noch sagen: Unser himmlischer Vater ernährt und doch. Für Elia war das schwieriger:
Und als Elia an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf. Und er rief ihr zu und sprach: „Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, daß ich trinke!“ Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: „Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!“ Sie sprach: „So wahr der HERR, dein Gott, lebt: ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich hab ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will mir und meinem Sohn zurichten, daß wir essen - und sterben.“
Da siehst Du’s: Durch die Trockenheit sind die Menschen kurz vor dem Ende, weil es nichts mehr zum Kochen und Backen gibt.

Rabe: Na, lass schon hören, wie es weiter geht.

Pfr.: Elia sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht! Geh hin und mach's, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir's heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der HERR regnen lassen wird auf Erden.“ Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag. Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des HERRN, das er durch Elia geredet hatte.
Merkst Du’s, Rabe, jetzt gibt Elia das weiter, was er gerade am Bach Krit von den Raben gelernt hatte: Wenn Du auf Gott vertraust, musst Du nicht verhungern.

Rabe: Weißt Du wo der Unterschied zwischen Dir und einem Propheten liegt?

Pfr.: Nee.

Rabe: (kalauert) Der Prophet hat von den Raben gelernt und ist weise geworden. Du lernst von mir nichts und bleibst schwarz, hä hä…

Pfr.: Hua, Du warst schon geistvoller. Die Geschichte von Elia und der Witwe geht noch weiter: Das Kind der Witwe wird krank und sein Leben geht zu Ende. Und da vergisst die Frau, dass sie ja jetzt eine ganze Weile von dem Wunder gelebt hat, dass Gott ihr Mehr und Öl geschenkt hat. Das passiert bei uns Menschen, dass da ganz plötzlich die Zweifel zurückkehren, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg sind. Die Witwe überlegt, ob dieser Elia wirklich von Gott gesandt ist. Elia aber kann mit der Hilfe Gottes ein Wunder vollbringen und das Kind heilen: - Und Elia nahm das Kind und brachte es hinab vom Obergemach ins Haus und gab es seiner Mutter und sprach: „Sieh da, dein Sohn lebt!“ Und die Frau sprach zu Elia: „Nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist, und des HERRN Wort in deinem Munde ist Wahrheit.“

Rabe: Schön. Doch wirklich. Die Witwe hat endlich erkannt, dass einer, der auf Raben hört nur ein Prophet sein kann. Wenn sie jetzt hier wäre, wüsste sie, was sie von Dir zu halten hätte.

Pfr.: Aber wenn Elia jetzt hier wäre, würde er es vermutlich nicht glauben, dass Du von den braven nützlichen Raben abstammst, die ihm im Auftrag Gottes Brot gebracht haben.

Rabe: Was willst Du mit der Geschichte von Elia eigentlich sagen?

Pfr.: Dass die Raben früher einfach netter waren - aber nein, im Ernst:
Georg, Felix und Ben sind doch heute getauft worden. Und wenn Eltern ihre Kinder taufen lassen ist das auch ein bisschen von dem, was Elia getan hat. Sie vertrauen darauf, dass Gott für ihr Kind da ist, dass ER auf ihr Kind aufpasst und dass ER es nicht verlässt, auch wenn sie eines Tages nicht mehr da sind. Und in der Geschichte steckt eben drin: Dass Gottes Liebe so groß ist, dass er sogar so finstere Vögel wie Raben zur Hilfe schicken kann, wenn ein Kind Gottes irgendwo in Not ist oder in der Wüste sitzt. Die Taufe verbindet uns mit dieser großen Liebe Gottes.

Rabe: Amen.

Pfr.: Ja genau, Amen, du hast Recht!