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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!
Predigttext für diesen Sonntag ist die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem, von seinem Einzug zum Passahfest.
Und wir wissen: auf diesen Einzug folgten Kreuzigung und Tod. Daher gehört dieses Evangelium eigentlich zu Palmsonntag, dem Tag des Einzugs, und da wird dann tatsächlich die parallele Stelle, also die gleiche Geschichte nach dem Johannesevangelium Predigttext sein.
Heute aber, zum ersten Advent, sieht die Ordnung der Predigttexte die Matthäusversion vom Einzug Jesu in Jerusalem vor. Es ist auch eine Geschichte vom Kommen Gottes in die Welt und von den Menschen, die sehnsüchtig auf ihn warten. Aus Matthäus 21, die Verse 1-11
Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an
den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus 2 und sprach zu ihnen:
Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr
eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los
und führt sie zu mir! 3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so
sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen.
4 Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch
den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9):
5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu
dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen,
dem Jungen eines Lasttiers.«
6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen
hatte,
7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider
darauf, und er setzte sich darauf.
8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den
Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den
Weg.
9 Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie:
Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen
des Herrn! Hosianna in der Höhe!
10 Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt
und fragte: Wer ist der? 11 Die Menge aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet
aus Nazareth in Galiläa.
Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.
„Hosianna, dem Sohne Davids, gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn!“
Hosianna‘ heißt ursprünglich „Hilf doch, gib uns Heil!“
Man hat es gerufen, gesungen unter dem Stadttor von Jerusalem während
man hineindrängte in die Stadt. Wer nur immer konnte, zog zum Passahfest
hinauf nach Jerusalem, zur Stadt des Heils, denn dahin – so hoffte man
- wird auch der Messias kommen, wenn kommt, vielleicht in diesem Jahr,
vielleicht zum Fest: der Messias, der neue König, er wird seinem Volk
das Heil bringen. Passah war nicht nur das Fest der Erinnerung an die Großtat
Gottes, die er getan hat als er vor langer Zeit sein Volk aus der Sklaverei
in Ägypten in die Freiheit geführt hat. Passah war auch verbunden
mit dem Blick nach vorne, mit der Hoffnung auf die Ankunft des Messias,
dieses neuen Führers – größer als Moses - der sein Volk
endgültig in die Freiheit führen wird.
„Hosianna dem Sohn Davids, gepriesen der kommt im Namen des Herrn -
Hosianna, hilf Herr, gib uns Heil!“
Es ist wie ein Ruf aus tiefer Seele, wie man ihn ausstößt
auf dem Krankenlager oder in Einsamkeit und Angst und in der Ausweglosigkeit
einer verfahrenen Situation, wenn man sich keinen anderen Rat mehr weiß:
„Hilf doch du, gib uns Heil! Hosianna!“
So ruft die Sehnsucht, die so alt ist wie die Menschheit, Sehnsucht
nach Trost, Geborgenheit und Liebe, nach Gesundheit, dem Heilwerden der
Seele, weil man doch sonst – ohne das alles – nicht leben kann in dieser
Welt, wenigstens nicht gut.
An ihre Hoffnung, Sehnsucht auf Erfüllung denken die Menschen –
Christen besonders im Advent, die Juden eben zu Passah, dem Fest der Ankunft
des Messias.
Kein Wunder also, dass sie hinauf ziehen und drängen und dass
sie unter dem Stadttor einander stoßen und schieben und rufen als
wären sie toll Sie wollen dabei sein, wenn der neue König kommt
und das Heil aufrichtet.
Alte kommen, sonst müde und geplagt von Krankheit, von Einsamkeit
Gezeichnete. Es kommen die an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit
und Hoffnungen Geführten. Manche sind schon oft gescheitert, und sie
kommen dennoch wieder.
Andere kommen mit dem Feuer der Begeisterung für Gerechtigkeit
und Wahrheit, wollen politische Veränderungen.
Da kommen Frauen, denen die eigenen Kinder und Männer, denen die
eigenen Frauen fremd geworden sind. und viel Verzweifelte, die am Verlust
von Liebe leiden, an missglückter Partnerschaft, an verlorener Freundschaft.
Sie alle kommen und tragen ihre Hoffnung hinauf in die Stadt des Heils.
„Hilf doch, gib Heil!“ So rufen sie erwartungsvoll
Nicht weit entfernt von diesem Flehen, droben auf den Bergen draußen
vor der Stadt, steht ein Mann mit seinen Freunden.
Er hat es nicht so eilig, in die Stadt hinab zu gehen, er zögert,
zweifelt. Ist es denn wirklich nötig? Es sieht so aus als ob er lieber
umkehren wollte, doch dazu ist es schon zu spät. Es ist ja alles ausgemacht,
auch er wird diesmal Passah feiern in Jerusalem, auch er erinnert sich,
dass Gott zu seinen Menschen kommen will, wie er verheißen hat, vielleicht
in diesem Jahr, vielleicht zum Fest.
Nachdenklich schaut er hinüber auf die Stadt, die von seinem Berg
nur noch ein Tal trennt, einmal noch hinunter und dann hinauf in die Stadt.
Unsicher ist er, von einem König hat er wenig, kein Mann von hoher
Geburt, kein großer Herr, wie man so sagt, aber klar und kraftvoll,
wenn er spricht:
Geht in das Dorf da vorne‚ da steh’n, gleich wenn ihr reinkommt, zwei
Esel angebunden. Bringt sie mir! Wenn irgendjemand was dagegen hat, sagt
nur: „Der Herr braucht sie!“, dann wird er euch in Ruhe lassen.“
Es ist als ob es aus ihm spräche, als ob er alles wüsste und
als ob er Widerspruch nicht kennt.
Und es ist wirklich alles so, wie er gesagt hat. bald kommen die Ausgesandten
mit dem Esel zurück. Sie haben ihre Kleider drauf gelegt, und er sitzt
auf. Hinunter geht es nach Jerusalem.
Erst schweigen sie, doch dann beginnen sie zu singen, einer nach dem
anderen fällt ein. Ihr Singen klingt ganz anders als ein Hilferuf:
“Hosianna dem Sohn Davids, der da kommt!“
Jetzt ist‘s ein Ruf der Freude und ein Jubellied: „Gepriesen, der da
kommt, Hosianna in den Höhen“ … Ein Lied der Gewissheit, ein Ruf der
Freude darum, dass sich die Erlösung naht.
Das Heil ist da. Es kommt in diesem Mann.
„Siehe Jerusalem, dein König kommt zu dir, sanftmütig,
und er reitet auf einem Esel!“
Der Mann selber bleibt ganz stumm. Auf einem Eselchen reitet er nach Jerushalayim hinein, wie der Prophet geweissagt hat.
Die Leute werden aufmerksam auf diesen Zug. Aufregung erfasst die Menge.
Sie schlagen Zweige von den Bäumen und legen sie auf seinen Weg und
manche zieh’n die Mäntel aus, damit er drüber reiten soll, wie
man es macht, wenn ein König kommt.
Und einige laufen ihm voraus und andre folgen und alle schreien und
rufen durcheinander: „Hier kommt das Heil, das ihr erhofft, der Messias
kommt, uns zu erlösen, gepriesen, der da kommt, im Namen des Herrn!“
Sie nennen ihn den Davidssohn und verlangen, dass er sie führe, wie
David einst das Volk geführt hat, als König und Prophet. Und
einige von denen, die ihm folgen sind bewaffnet, und die sagen:
Er ist es, der da kommen soll. Jetzt ist der Tag des Gerichts endlich
nahe, und das Ende der Bedrückung ist da.
Ich weiß nicht, ob es alle waren, die da so gerufen haben, viele,
oder nur ein paar. Ich könnte mir denken, dass viele noch weiter auf
einen wirklich starken Mann gewartet haben, der mit Glanz und Gloria die
neue Zeit heraufführt, nicht auf so einen, der – wie dieser – in Niedrigkeit
auf einem Esel kommt.
“Wer ist denn der?“ So haben sie gefragt. „Ist der nicht nur ein Schreinersohn,
Handwerkerkind aus Nazareth? Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?
Wer ist denn der? Prophet aus Galiläa? Propheten haben wir genug gehabt,
sie kommen und sie gehen wieder. Und es wäre nicht der erste, den
Jerusalem getötet hätte. Wie kann ein Armer als Befreier zu uns
Armen kommen? Wie kann einer uns erlösen von der Ohnmacht, wenn er
selbst ohnmächtig ist?
Er ist doch nur ein Mensch wie wir.
Wir aber warten drauf, dass der Messias kommt.
Einige aber - und das ist gewiss - haben in ihm auch jene andere Wahrheit,
jene Liebe gesehen, die wohl in ihm war und für die er transparent
war. Transparent für einen Gott, der die Menschen liebt, der die Menschen
hoch achtet und liebt, denn er selber fühlte diese Liebe Gottes so
mächtig in sich selbst, dass sie ihn durchdrang.
Von Freiheit hat er gesprochen, die Gott für alle Menschen will,
denn er spürte sie in sich, eine Freiheit, die kein Mensch nehmen
kann.
Er hat erkannt, dass die Starken schwach sind und die Schwachen stark
durch Kraft von Gott, hat geglaubt, dass Kraft, Freiheit und Liebe Gottes
in ihm sind und in allen Menschen, und sind sie auch noch so schwach und
ohnmächtig, verzweifelt, hilflos wie er selbst. Das hat er gepredigt
und gelehrt: Das Heil ist in den Schwachen mächtig.
Dieser Glaube stand ihm ins Gesicht geschrieben und strahlte aus von
ihm und spiegelte sich wieder im Antlitz derer, die an seinem Wegrand standen.
Damals hat sein Kommen ihre Hoffnung angefacht.
Gemeinsam sind sie in Jerusalem eingezogen, er und die Verzweifelten,
die doch noch das Strahlen gelernt haben, die begriffen haben, dass das
Heil Gottes mit ihnen geht in diesem Mann aus Nazareth und dass es mit
ihnen geht in ihnen selbst.
Seit diesem Tag, seit Jesu Ankunft geht eine neue Hoffnung und eine
Gewissheit mit den Zügen der Elenden durch die Geschichte dieser Welt.
Und es geht die Kraft und der große Glaube von ihnen aus, dass wir
— so arm, elend und hilflos wir auch sind – zum Heil berufen sind, das
Gott in uns gelegt hat, in unser Herz.
Es ist das Heil, das Jesus Christus gebracht hat
und neben ihm und außer ihm ist kein Heil.
In ihm leben wir, ihn haben wir im Herzen, in seinem Namen verkündigen
wir aller Welt sein Heil. Und können nicht anders.
Wir erwarten ihn und feiern heute schon seine Ankunft in der Gewissheit
unserer Herzen, dass Gott kommt und schon da ist
und der Mensch wird frei.
Möge der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft eure
Herzen und Sinne bewahren im rechten Glauben zum ewigen Leben. Amen.