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Am 15. Sonntag nach Trinitatis dreht sich die Predigt um das Thema der „Einführung der Konfirmanden“: Spuren Gottes suchen. In der Predigt geht Ralf-Andreas Gmelin von der Zeichenforderung der Pharisäer im Matthäusevangelium aus (16,1-4):

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem HERRn Jesus Christus.

Die Spurensucher der Welt haben zwei Probleme: Das eine: Ich verliere die Spur aus den Augen. Dann weiß ich nicht, wohin. Das andere: Ich folge einer falscehn Spur: Dann gehe ich in die Irre. Eine Geschichte im Matthäusevangelium erzählt, dass Menschen zur zeit Jesu Spuren eingefordert haben: Zeichen, die eindeutig belegen sollen: Der da hat etwas mit dem Himmel zu tun. Das Matthäusevangelium berichtet:

Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten ihn auf, sie ein Zeichen vom Himmel sehen zu lassen. Aber er antwortete und sprach: Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute ein Unwetter kommen, denn der Himmel ist rot und trübe. Über das Aussehen des Himmels könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen? Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen; doch soll ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging davon.

HERR, tu meine Lippen auf, dass mein Mund Deinen Ruhm verkündige.
 

Liebe Gottesdienstgemeinde,

auch in der Bibel gibt es Spuren, die schwer zu deuten sind. Spuren, die schwer zu verfolgen sind und Spuren, die in die Irre führen. So geht es mit dem „Zeichen des Jona”. Jesus lehnt rundheraus ab, irgendeinen Hokuspokus vorzuzaubern, damit die Neugier der Leute befriedigt wird. Sein ganzes Leben ist ein Zeichen, das auf Gott weist. Das langt vielen nicht. Sie wünschen sich einen spektakulären Sonderzauber. Und besonders zartfühlend geht Jesus mit den Neugierigen seiner Zeit nicht um: „Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen; doch soll ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging davon.” Eigentlich gibt’s keine Zeichen. Aber wenn, dann das Zeichen des Jona. Damit hat uns Jesus auf eine Spur gebracht, die schwer zu verfolgen ist: Was ist denn ein Zeichen des Jona?
 

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

vermutlich ist Euch Jona schon einmal begegnet. Er gehört zu den populärsten biblischen Figuren. Erinnert Ihr Euch an den, der vom Wal verschluckt wird? Nach drei Tagen spuckt ihn der Wal wieder auf den Strand. Jona schüttelt sich, geht nach Ninive zurück und führt endlich den Auftrag aus, den Gott ihm erteilt hat. Kann es sein, dass das dies Zeichen des Jona ist? Wie Jona drei Tage unter Wasser verschwindet, wird auch Jesus nach seiner Kreuzigung drei Tage im Totenreich sein. Wie Jona wieder an Land gespuckt wird, wird Jesus wieder auferstehen.

Diese Spur sieht viel versprechend aus. Aber: Drei Tage und drei Nächte im Bauch des Wales; das ist ein ganz anderer Zeitraum als der vom Karfreitag der Kreuzigung bis zum Ostermorgen. Da waren es nur zwei Nächte. Für unsere Spurensuche ist das ernüchternd.

Gehen wir einer anderen Spur nach: Jona war den Leuten in Ninive ein Zeichen: Bessert Euch oder Eure Stadt geht unter! Tut Buße! Das ist doch auch die Predigt von Jesus. Wie Jona das Zeichen war, dass Gott seine Menschen warnt, so ist Jesus das Zeichen, dass Gott sein Volk zur Umkehr ruft. Jesus ist das Zeichen, dass Gott am Ende Gericht hält. Auch darauf könnte das „Zeichen des Jona” hinweisen.

Aber schauen wir noch mal auf die neugierige Menge um Jesus: Sie sprechen nicht von einem Warnzeichen, sondern sie wünschen sich ein Beweiszeichen: Jesus soll mit einem Hokuspokus beweisen: Ich bin ein Mann Gottes, Ihr könnt mir vertrauen, ich bin keiner von der teuflischen Ecke!

Wenn wir jetzt die letzte Spur verfolgen, müssen wir im Jonabuch den Beweis suchen, der durch ein Zeichen geliefert wird: Der Beweis, dass Jona ein Mann Gottes ist, wird uns durch seine missglückte Flucht geliefert und durch die Geschichte mit dem Walfisch. Für die Leute in Ninive ist es ganz anders: Sie hören Jona zu. Sie glauben: Wenn ich mich nicht bessere, dann schickt Gott ein schreckliches Urteil. Das Gericht, an das die Leute in Ninive glauben, ist der Beweis für Jona, dass er auf der Seite Gottes steht. Und weil sie Jona glauben, ändern sie sich und verhindern, dass das Gericht kommt. Wer die Jona-Geschichte kennt, der weiß, dass niemand darüber so sauer ist, wie Jona selbst. Er ist wütend, dass Gott zufrieden ist mit den Leuten in Ninive und schickt kein Urteil.

Bei Jesus führt uns diese Spur bis ins Herz dieser Geschichte. Das Zeichen des Jona heißt: Wenn Ihr Euch nicht ändert, dann folgt das Gericht. Wenn Ihr Euch nicht ändert, werdet Ihr an dem Gericht Gottes sehen, dass meine Botschaft die von Gott war. Doch wenn Ihr Euch ändert, dann wird das Gericht ausbleiben.

Wohin hat uns diese Spurensuche nun geführt? Jesus ruft die Menschen auf, sein Zeichen ernst zu nehmen: Das was wir von Jesus Christus hören genügt. Da braucht es keinen weiteren Hokuspokus. Er ist das lebendige Zeichen, dass Gott unsere Umkehr möchte. Er möchte, dass wir unsere eigensinnige Richtung aufgeben und nach seinen Fußtapfen suchen, die uns eine neue Richtung und zu einem neuen Anfang führen.

Dass Gott am Ende beurteilen wird, wie weit wir seine Spur gefunden haben, das muss uns nicht erschrecken: Aber der Gedanke an das Gericht, kann uns Mut machen, dass wir die Spuren Gottes zu suchen beginnen. Und das ist eine frohe Botschaft, die uns die Spurensuche in dieser Geschichte aus dem Matthäusevangelium eingebracht hat.

Gott, lass uns losgehen, gib uns offene Augen und ein offenes Herz, dass wir finden, was DU uns zu suchen aufgegeben hast. Denn Dein Friede, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christo, Jesu, Amen.

Spuren sind Zeichen. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren. das singen wir im Lied 629.