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Die Predigt von Ralf-Andreas Gmelin am Ostermontag 2006 geht aus vom 1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth (1. Kor. 15, 12-20): Ohne Ostern kein Christentum.


Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem HERRn Jesus Christus.

Lasst uns hören auf scharfsinnige Gedanken, die sich Paulus über das Osterwunder macht. Wir finden sie aufgezeichnet im 1. Korintherbrief im 15. Kapitel (12-20), eine der ältesten Stellen des Neuen Testaments. Wir hören auf das dieses Kapitel des Ersten Briefes des Paulus an die Gemeinde in Korinth:

Wenn aber Christus gepredigt wird,
daß er von den Toten auferstanden ist,
wie sagen dann einige unter euch:
Es gibt keine Auferstehung der Toten?
Gibt es keine Auferstehung der Toten,
so ist auch Christus nicht auferstanden.
Ist aber Christus nicht auferstanden,
so ist unsre Predigt vergeblich,
so ist auch euer Glaube vergeblich.
Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten,
er habe Christus auferweckt,
den er nicht auferweckt hätte,
wenn doch die Toten nicht auferstehen.
Denn wenn die Toten nicht auferstehen,
so ist Christus auch nicht auferstanden.
Ist Christus aber nicht auferstanden,
so ist euer Glaube nichtig,
so seid ihr noch in euren Sünden;
so sind auch die,
die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

HERR, Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege, Amen.

Liebe Ostergemeinde,
es nähert sich wieder seinem Ende, das volkstümliche Hühner- und Hasenfest. Die Dekorationen und Bräuche dieser Tage lassen sich zwar ergründen, aber zu tun haben sie mit dem Heiligen Osterfest kaum noch etwas.

Und dass wir uns nicht versichern, jedes Jahr versichern, was uns die Botschaft von Tod und Auferstehung zu sagen hat, das ist ein wesentlicher Grund für die Glaubensmüdigkeit unserer Tage.

Vor kurzem ist eine neue Mitgliederuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland vorgelegt worden: Das überraschendste Ergebnis dieser soziologischen Analyse war, dass sich in den letzten 30 Jahren fast nichts geändert hat. Überraschend ist dieses Ergebnis, weil noch niemals so viele Menschen der evangelischen Kirche den Rücken zugedreht haben um sie zu verlassen.

Und es ist wahr: Ohne Kreuz und Auferstehung, ohne Karfreitag und Ostern ist die Kirche ein düsterer Traditionsverein mit verstaubten Ansichten und schwermütigen Liedern.

Wer sich auf die Suche nach Jesus Christus macht, wer mit Jesus Christus den Weg zum Kreuz nicht scheut und sich zum Leben anstecken lässt, für den ist ein Leben ohne Kirche nicht denkbar. Dem fangen die alten Geschichten an, lebendig zu werden und den erfüllt die reiche musikalische Tradition mit Freude.

Wir stecken nicht in einer Kirchenkrise, sondern in einer Glaubenskrise. Und daran ändert auch nichts, dass Deutschland einen Papst stellt und dass Hunderttausende zum Katholikentag pilgern. Da wird auch eine Kirchenmitgliedschaftsaktion nichts ändern, wenn sie nicht den Glauben im Blick hat.

Diese Kirche wird leben, wenn sie eine Agentur des Osterglaubens ist. Wenn die beiden Kinder, die wir in diese Kirche aufgenommen haben in dieser Kirche den Ort entdecken, wo der Geist von Kreuz und Auferstehung lebendig ist. Wenn unsere Kirche nicht auf der Verkehrsinsel steht, um gemütlich alles durchzuwinken, was dem Zeitgeist entspricht, sondern wenn sie sich im Sinnes des Heiligen Geistes in den Weg stellt.

Liebe Gottesdienstgemeinde,
es geschieht so viel in diesen Tagen, was nicht im Sinne Gottes ist, dass wir als Christen gefordert sind: Sag nein.
Und unsere reichen Tage haben einen solchen Mangel an evangelischer Botschaft, dass ganz laut gesagt werden muss: Sag Ja.

Ein Nein ohne jedes Ja ist niemals eine christliche Botschaft. Zum christlichen Glauben gehört, dass wir die Kunst der Unterscheidung beherrschen.

Niemand von uns kann diese Kunst einfach so. In den alten Tagen nannte man das „Einübung ins Christentum“. Eine Kunst, um die wir lebenslang ringen müssen. Dazu gehört, dass wir beten:
Gott lass mich erkennen, was gut ist und was schadet.
Wir müssen Demut kennen lernen, in dem wir unsere Vorurteile und Lieblingsmeinungen radikal in Frage stellen lassen – auch wenn wir dabei rote Ohren bekommen.

Wir müssen lernen, das für richtig erkannte nicht im stillen Kämmerlein einzuschließen, sondern draußen im Leben zu bewähren: In der Familie, am Arbeitsplatz, unter Freunden.

Und vor allem: Unseren Kindern gegenüber.
Dass Kinder den Eindruck gewinnen, unser christlicher Glaube sei das Unwichtigste von der Welt, das haben wir ihnen vorgelebt. Wenn unser Glaube uns nicht um die Wahrheit ringen lässt, ist er auch überflüssig. Wenn wir durch unseren Glauben nicht unser ganzes Leben im Angesicht des Kreuzes und des leeren Grabes verbringen, dann ist unser Christsein hohl und leer.

Ich wünsche uns allen, dass wir begreifen, wie sehr jeder Atemzug an der Botschaft hängt, dass Christus auferstanden ist. Allein diese Botschaft gibt der Christenheit Flügel. Allein das Osterfest füllt auch unsere Kirchen – wenn schon nicht mit Menschen, so doch wenigstens mit Heiligem Geist:

Ist Christus aber nicht auferstanden,
so ist euer Glaube nichtig,
so seid ihr noch in euren Sünden;
so sind auch die,
die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
Nun aber
ist Christus auferstanden von den Toten
als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Hier liegt die Kraft des christlichen Glaubens: Wenn die Auferstehungsbotschaft in den Menschen wirkt, dann bewirkt der christliche Glaube auf der Welt Wunder. Und es ist auch der Glaube, der ein Gebäude wie die Ringkirche erstrahlen lässt. Die Bauleute können den Stein reinigen, aber die Gemeinde, muss diesem Bau Ausstrahlung geben.

Eine Kirche, die strahlt, leuchtet immer österlich. Die Osterfreude wünsche ich uns allen, vor allem aber unseren Täuflingen Jonas und Timon.

Gott, lass uns auferstehen,
lass uns lebendig werden,
damit wir deine Liebe in unsere Welt tragen,
lass es Ostern werden für die Liebe, das Verständnis und die richtige Toleranz in Deiner Menschheit,
denn dein  Friede, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christo, Jesu, Amen.