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Der Gottesdienst in der Ringkirche an Himmelfahrt, am 9. Mai 2002 trug den Namen „Swing to the Sky”.

Ralf Sach an der romantischen Walcker-Orgel von 1894 und am Synthesizer, René Christmann am Schlagzeug und Tatjana Lohr mit ihrem Gesang gestalteten die Jazzmusik. Die Liturgie hielten Sunny Panitz und Ralf-Andreas Gmelin. Gmelin ließ in der Predigt einige Geschichten sprechen, die in der Bibel davon zeugen, dass sich Himmel und Erde verschränken. Denn Himmelfahrt verdankt sich der Aussage: „Nachdem Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.” Jesus, der Irdische verbindet mit seiner Himmelfahrt die Erde mit dem Himmel. In den „Worten zwischen Himmel und Erde“ hieß es:

Himmelfahrt. Himmel und Erde. Aufwärts und Abwärts, Hin und Her.
Der Himmel ist nicht da oben. So hoch, dass niemand dran kommt.
Er ist mitten unter uns.
Dass die Erde wahrnimmt, was der Himmel will,
dafür stehen in der Bibel die Engel.
Sie wollen das Gute, die himmlischen Boten,
aber oft haben sie keine gute Botschaft.
So lesen wir im ersten Buch der Bibel (1.Mose 19,1):
„Die zwei Engel kamen nach Sodom am Abend; Lot aber saß zu Sodom unter dem Tor. Und als er sie sah, stand er auf, ging ihnen entgegen und neigte sich bis zur Erde.”
Wohl, dem, der den Engel erkennt, der ihm himmlische Hilfe verspricht.
Lot wird von den Engeln gerettet, er bekommt den Auftrag zu fliehen:
„Als nun die Morgenröte aufging, drängten die Engel Lot zur Eile und sprachen: Mach dich auf, nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier sind, damit du nicht auch umkommst in der Missetat dieser Stadt.”
Die Geschichte ging nicht für alle gut aus. Das lag nicht am Himmel und nicht an seinen Boten.
Aber wo bleiben sie, die Boten Gottes bei den vielen Geschichten unserer Zeit, die auch nicht gut ausgehen?
Wo waren die Engel im Johannes-Gutenberg Gymnasium in Erfurt? Wo sind sie am 11. September gewesen und was tun sie bei den Attentaten und Militärschlägen in Israel?

Dass der Himmel nicht unerreichbar ist,
das träumt in der Bibel Jakob: (1.Mose 28,12)
„Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder.”
Die Leiter zwischen Himmel und Erde, sie steht für das Interesse des Himmels an dem, was unten los ist. Ein beruhigendes Bild.
Und das Interesse des Himmels wird noch dramatischer sichtbar im zweiten Buch der Bibel. Dort geht Mose über eine Erdenlandschaft, die wahrhaftig nicht himmlisch ist: Steine, Fels, Berge, die karge Wüste Sinai. (2.Mose 3,2)
„Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch.
Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.”
Dieser Bote des Himmels kündigt den Herrn des Himmels an, dass er sich den Erdenkindern mitteilt. Auch aus den Flammen eines Dornbuschs kann der Himmel sprechen.
Aber spricht der Himmel jetzt, heute, im Neon-Geflacker unserer Stadt? Verbrennen die himmlischen Boten die Autoreifen auf Müllkippen?
Offenbart sich der himmlische Gott im Zündfunken von Brennkammern, wenn Automotoren Menschen Freiheit und Abenteuer versprechen?

Dass es schmerzhaft sein kann, den Engel des Himmels zu sehen, das erzählt eine Geschichte, in der eine Eselin klüger als ein Mensch ist. Die Eselin von Bileam sieht, was ihr Reiter nicht erkennt: (4.Mose 22,22)
„Der Engel des HERRN trat in den Weg, um Bileam zu widerstehen. Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm. Und die Eselin sah den Engel des HERRN auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. Da trat der Engel des HERRN auf den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren. Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug sie noch mehr. Da ging der Engel des HERRN weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken.
Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, fiel sie in die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stecken.
Was die Eselin sieht, das bleibt Bileam verborgen. Erst als die Eselin kniet,
„öffnete der HERR dem Bileam die Augen, dass er den Engel des HERRN auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand,
und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht.
Und der Engel des HERRN sprach zu ihm:
Warum hast du deine Eselin nun geschlagen?
Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen;
denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen.
Da sprach Bileam zu dem Engel des HERRN: Ich habe gesündigt; ich hab's ja nicht gewusst, dass du mir entgegenstandest auf dem Wege. Und nun, wenn dir's nicht gefällt, will ich wieder umkehren.”
Die Eselin hatte den Wink des Himmels schon längst verstanden. Erst dann folgte der Herr der Schöpfung.
Wer weist uns heute auf den Engel Gottes hin? Ist es unsere Kirche, deren Türme noch immer ein sichtbares Zeichen sind, dass es etwas gibt, das sich mit der platten Erde nicht zufrieden gibt? Gibt es Propheten, die weit weg von den Kirchtürmen der Welt den Weg zeigen - auch wenn vielleicht niemand zuhört?
Können die Eselinnen unserer Zeit, die Dackel, Beagle und Terrier, die Meerschweinchen und Wellensittiche eine Botschaft vom Engel mitteilen - oder reden sie nur noch von der Einsamkeit, die unter Menschen herrscht?

Auch das Christentum beginnt mit einem Wink des Himmels:
„Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist.
Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.”
Auch das erste Buch des Neuen Testaments geht mit den Himmelsboten los. Und sie behalten eine tragende Rolle:
„Als die drei Könige aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.”
Die Stimme vom Himmel sagt: Ich will das Leben erhalten, auch wenn die Menschen das Leben vernichten wollen.
Und das Leben dieses Jesus wird durch die Macht des Himmels bewahrt.
Wo wirkt ihr Boten des Himmels, wenn Bomben auch die Kinder nicht schonen, wenn sie zerrissen werden von Minen. Oder wenn hier in dieser Stadt Kinder und Jugendliche orientierungslos kaputt gehen, weil ihr Leben egal ist. Weil es gleichgültig ist, wenn sie sich mit Nikotin, Alkohol und Drogen zerstören. Wer bewahrt ihr Leben?

Im ersten Buch des Neuen Testaments werden Zeichen des Himmels genannt, die auf das Kommen des Menschensohns hinweisen.
Mt 24,29-31
Es soll die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren,
und die Sterne sollen vom Himmel fallen,
und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel.
Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.
Jesus Christus hat durch die Himmelfahrt den Himmel und die Erde fest miteinander verbunden: Wo zwei oder drei in Jesu Namen zusammen sind, da ist der Himmel mitten unter ihnen!